Fachbegleitung und Beratung von Drogen konsumierenden, suchtgefährdeten Jugendlichen und jungen Volljährigen

SGB VIII: §§27 ff

Fast alle Menschen kommen im Laufe ihres Heranwachsens mit Rauschmitteln (Suchtmitteln) legaler oder illegaler, stofflicher oder nicht-stofflicher Art in Verbindung. Die meisten können den Versuchungen widerstehen oder lernen einen kontrollierten Umgang mit diesen Dingen. Manche jedoch geraten in den Sog der Abhängigkeit und sind bereits mit jungen Jahren durch den Konsum beeinträchtigt.

„All´ Ding ist Gift. Kein Ding ist ohn´ Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding Gift sei oder nicht." (Paracelsus)

In unserer modernen Gesellschaft der Hyperlative breitet sich auf vielen Ebenen der Verlust für das Maß der Dinge aus. Dies geschieht im Großen (steigender Energieverbrauch, dyssoziale wirtschaftliche Anarchie, Raubbau mit natürlichen Ressourcen, uvm.), wie auch im Kleinen, nur um die ständige Werbung von Kreditinstituten für Verschuldung zur sofortigen Bedürfnisbefriedigung des „Verbrauchers" als ein Beispiel zu nennen. (Allein die Reduzierung des Menschenbegriffes auf den des Verbrauchers weist deutlich auf die besondere wirtschaftliche Wertschätzung des Einzelnen hin.)

Eine Konsequenz der Maßlosigkeit ist letztendlich der Kontrollverlust und das Abgleiten in unkontrollierten Konsum jeder beliebigen Sache.

Die Motive des Konsums sind unterschiedlicher Art, so dass an dieser Stelle festzustellen ist, dass nur ein differenziertes Clearing der Gesamtsituation des Herkunftssystems zu einer fachspezifischen Beratung führen kann.

Beispiele für die Motivation zum Konsum von Rauschmitteln durch Jugendliche:

  • Neugier
  • Freundeskreis und Gruppenzwang
  • Symptom von Ko-Abhängigkeit zu einem anderen Mitglied des Systems (meist Eltern)
  • Autotherapie unangenehmer Gefühle resultierend aus Traumata, Missbrauch oder anderen seelisch belastenden Erfahrungen, deren Erinnerung mit dem Rauschmittel „behandelt" wird – ohne es wirklich zu bearbeiten.
  • Kompensation eines negativen Selbstbildes

Da ein junger (pubertierender) Mensch aus Sicht der meisten Fachleute noch keine Gelegenheit hatte aufgrund seines Lebensalters bereits eine Suchtkarriere zu durchlaufen, wird in den entsprechenden Fachkreisen vom „Experimentieren" gesprochen, was deutlich machen soll, dass in dieser Phase noch eine sehr gute Chance besteht, nicht in eine regelrechte Suchtkarriere zu verfallen.

Diagnostische Kriterien nach ICD 10 für die Abhängigkeit von einer Substanz (drei der sechs Punkte müssen über einen Zeitraum von einem Jahr erfüllt sein)

  1. Starker Wunsch oder eine Art Zwang eine Substanz zu konsumieren
  2. Verminderte Kontrollfähigkeit (bzgl. Beginn, Beendigung und Menge des Substanzkonsums)
  3. Körperliches Entzugssyndrom
  4. Toleranz (d.h. Dosiserhöhung ist notwendig, um die gewünschte Wirkung zu erreichen)
  5. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen od. Interessen zugunsten des Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, zum Substanzkonsum od. sich von Folgen zu erholen
  6. Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweis schädlicher Folgen (körperl.+psychisch)

Die Stufen zur Suchterkrankgung lassen sich etwa wie folgt einteilen:

  • Genuss
    (unregelmäßiger Konsum eines Rausch- bzw. Suchtmittels, z.B. zu besonderen Anlässen)
  • Gewohnheit
    (regelmäßiger Konsum eines Rausch- oder Suchtmittels, z.B. das Glas Wein am Abend)
  • Abhängigkeit
    (Unruhe oder andere Symptome bei fehlen des “gewohnten” Konsums, z.B. der Gang zum Kiosk oder Tankstelle am Abend, wenn der Wein leer ist und man ohne nicht einschlafen kann)
  • Sucht
    (permanter Konsum des Rausch- oder Suchtmittels, dessen ständige Beschaffung und Auskurieren der Nebenwirkungen. Hier droht der Kollaps der gesamten Lebensstruktur – Verlust der Arbeit, der Wohnung, der Familie, etc.)
  • Missbrauch
    (dieser kann in jeder der Stufen stattfinden, wie z.B. “einen über den Durst trinken”. Bei der Stufe “Sucht” handelt es sich um pathologisch permanenten Missbrauch)

Vor diesem Hintergrund ist es problematisch, bei jungen Menschen vorschnell die Diagnose „suchtkrank" zu äußern, da dies zu vorschneller Identifikation führen kann und damit über das Ziel der jugendlichen Experimentierphase hinausschießt.

Diese Phase soll damit nicht verharmlost – allerdings auch nicht zu hoch bewertet werden.

Wir arbeiten bei dieser Klientel nach den Strukturen der systemischen Beratung unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Fachberatung Suchtprophylaxe, wobei wir in diesem Bereich über eine über zwanzigjährige Erfahrung verfügen.

Zur Angebotsübersicht